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Nominierung für Zuger Sportpreis und die Top Sportevents
Zug ist Standort von über 800 Blockchain-Unternehmen und trägt deshalb den Namen Crypto Valley. Foto: Stadt Zug
Die Stadt Zug widmet sich mit einer neuen Webseite der Geschichte des Crypto Valley, dem Werdegang Zugs zum Zentrum von Blockchain-Unternehmen und Kryptowährungen. Zum gleichen Thema gibt es jetzt auch einen Stadtrundgang in der Citybot-App.
San Francisco hat das «Silicon Valley», Zug das «Crypto Valley». In der südlichen Bay Area in Kalifornien ist die Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen und weltweit tätigen Technologieunternehmen. Apple, Facebook und Google gehören zu den bekanntesten. In und um Zug heissen die Namen Ethereum, Near, Polkadot, Dfinity oder Tezos. Dies sind sogenannte Blockchain-Unternehmen mit Kryptowährungen (siehe Zusatztext).
Landesregierungen in Europa zeigen sich nach wie vor kritisch gegenüber der Kryptotechnologie. Sie bieten Krypto-Gründern nur sehr begrenzte Unterstützung und nehmen sie oft nicht so ernst wie Unternehmer in anderen Branchen. Aus regulatorischer und steuerlicher Sicht war die Schweiz offener für Innovationen als die umliegenden europäischen Länder. Mit der damals neuen, visionären Technologie kam der Stadtrat von Zug vor über zehn Jahren in Kontakt, als er einen Studenten der Universität St. Gallen einlud, um seine Bachelorarbeit über Blockchain und Krypto zu präsentieren. Spontan entschied der Stadtrat damals, Bitcoin als Zahlungsmittel für Dienstleistungen der Einwohnerdienste zu akzeptieren. Damit wurde eine weltweite Medienresonanz ausgelöst, die «Crypto Valley Zug» in der ganzen Welt zum Begriff werden liess.
In Zug sind über 800 Blockchain-Unternehmen ansässig, diese beschäftigen über 4400 Mitarbeitende. Dieser Entwicklung will die Stadt Zug nun Rechnung tragen. Eine neue Webseite und ein Stadtrundgang, der in der Citybot-App angeboten wird, dokumentieren nun die Entstehungsgeschichte des Crypto Valley. Wir sprachen mit Stadtpräsident André Wicki und Regula Kaiser, Leiterin Stadtentwicklung, über die neuen Angebote.
Was ist der Hauptgedanke hinter der neuen Internet-Seite www.cryptovallexpioneers.ch?
André Wicki: Die Stadt Zug ist die erste und einzige Stadt weltweit, in der sich ein Cluster im Bereich Blockchain und Fintech in so kurzer Zeit von Null auf formiert und sehr schnell etabliert hat. Mit ihrer offenen Haltung zu Innovationen hat die Stadt Zug diese Entwicklung mitgeprägt. Die Geschichte dieser Entwicklung soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es handelt sich um einen sehr wichtigen Teil der neueren Zuger Wirtschaftsgeschichte. Die Szene mit ihren rund 800 Unternehmen und 4400 Arbeitsplätzen leistet einen wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung und Diversifizierung des Wirtschaftsstandorts Zug.
Die Seite ist aufwändig gestaltet. Wie und mit wem ist sie entstanden?
Regula Kaiser: Der Zürcher Dokumentarfilmregisseur Manuel Stagars hat die Seite im Auftrag der Stadtentwicklung Zug gestaltet. Sie entstand gleichzeitig mit der Erarbeitung des digitalen Stadtrundgangs «Bitcoin, Ethereum & Blockchain: die Krypto-Tour» in der Citybot-App. Stagars ist Autor, Filmschaffender und Forscher. Er hat zu diesen Themen Filme und Publikationen veröffentlicht und kennt die Szene seit Jahren. Dank seinem beruflichen Hintergrund, seinen persönlichen Kontakten zur Krypto-Szene und seinem enormen Wissen über diese Entwicklungen war der Aufwand für die Webseite moderat. Hätte man die Inhalte alle neu recherchieren und zusammentragen müssen, wäre das Projekt nicht finanzierbar gewesen.
Crypto ist in Stadt und Kanton Zug als Begriff und als wirtschaftlicher Faktor fest verankert. Wie gut ist er ihrer Meinung nach in der breiten Bevölkerung bekannt?
André Wicki: Heute denkt die Bevölkerung beim Begriff «Crypto» oft nur an digitale Währungen wie Bitcoin oder Ether. Tatsächlich liegt jedoch die Pionierarbeit in der Entwicklung der zugrunde liegenden Blockchaintechnologie, mit der auch andere Anwendungen entwickelt werden können, oder aktuell dem Web3-Protokoll, welches das Internet – entgegen der aktuellen Entwicklung – wieder demokratischer und im Hinblick auf den persönlichen Datenschutz sicherer machen wird.
Die Kryptowährungen haben seit 2021 teils mehr, teils weniger an Wert verloren. Warum glaubt die Stadt Zug nach wie vor an die neue Finanztechnologie?
André Wicki: Die Stadt Zug hat sich von Anfang an nicht für die Fintech-Währungen per se interessiert, sondern für die Entwicklerszene, die hervorragende Köpfe und einen frischen Pioniergeist nach Zug gebracht hat. Jede Volkswirtschaft bemüht sich um die besten Arbeitskräfte. Durch die Entstehung dieses Crypto-Valley Zug Clusters siedeln sich viele der weltbesten Mathematiker und Informatiker in Zug an. Dafür hat sich die Stadt Zug von Beginn weg stark gemacht.
Wie kam es zur Idee der Krypto-Tour in Zug?
Regula Kaiser: Die Krypto-Tour zeichnet ein Stück Zuger Wirtschaftsgeschichte nach. Solche Geschichten haben wir für die digitalen Rundgänge in unserer neuen Citybot-App aufgearbeitet. Es gibt dort auch einen Rundgang zur Geschichte des Rohstoffhandels und zur Entwicklung der Kirschbrennereien in Zug. Die Idee für eine Krypto-Tour entstand deshalb im Rahmen des Ausbaus der Angebote in der erwähnten App.
Wie muss man sich diese vorstellen? Was erleben die Teilnehmenden an den einzelnen Stationen?
Regula Kaiser: An jeder Station wird ein Stück Wirtschaftsgeschichte mit Fokus auf das Crypto-Valley Zug erzählt. Dies kann anhand von Texten, Fotos und teilweise auch in Video-Interviews mit den Pionieren selber nachvollzogen werden.
Wen möchten Sie mit der Krypto-Tour ansprechen: Primär Touristinnen und Touristen oder die Zuger Bevölkerung?
Regula Kaiser: Mit allen Rundgängen in der Citybot-App sprechen wir alle interessierten Stadtbesucherinnen und -besucher an. Ob diese nun in Zug wohnen oder nicht, spielt dafür keine Rolle. Die App ist zweisprachig umgesetzt in Deutsch und Englisch. Mit der Webseite cryptovalleypioneers.ch erreichen wir sicher noch einen breiteren Kreis von Interessierten, auch über die Landesgrenzen hinaus. Ich gehe davon aus, dass auch Personen, die teilweise involviert sind oder waren, sich für die Geschichten interessieren werden. Dies hat die analoge Führung von Manuel Stagars anlässlich der Vernissage gezeigt, an der einige Pioniere persönlich teilnahmen und dabei von ihrer Erfahrung in den Anfängen erzählten.
Renato Cecchet
Kryptowährung und Blockchain
Kryptowährung bezeichnet digitale Zahlungsmittel. Einzelne Vermögenszuschreibungen sind dabei in einer verteilten Datenbank, in der Regel einer sogenannten Blockchain, festgehalten. 2021 gab es über 10'000 verschiedene Kryptos, wovon nur wenige als Währungen konzipiert waren. Bitcoin war die erste dezentralisierte und bekannteste Kryptowährung. Weitere sind Ether, Litecoin oder Ripple. Die Blockchain-Technologie ist ein Datenbankmechanismus, der einen transparenten Informationsaustausch innerhalb eines Geschäftsnetzwerks ermöglicht. Zusammen mit Künstlicher Intelligenz bietet sie Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen.
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