Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Grosse Bildschirme, welche die exakten Positionen der Steine anzeigen, und neue Scoreboards in der Curlinghalle. Foto: zvg
Curling ist nicht nur Spitzensport. Der CC Zug bietet in seiner Halle Schnupperkurse und zwei Turniere für Anfängerinnen und Anfänger an. Auch Firmen buchen das «Schach auf dem Eis» immer mehr für Feierlichkeiten.
Wer in Zug von Eissport spricht, denkt ziemlich schnell an den EVZ. Der dreimalige Schweizer Meister im Eishockey der Männer, der seit dieser Saison auch wieder mit einem ambitionierten Frauenteam antritt, gehört zu den Publikumsmagneten in der Kolinstadt.
Gleich neben der Bossard Arena findet in ruhigerer Atmosphäre ein anderer Wettkampf auf dem Eis statt. Seit 1999 betreiben die Curlerinnen und Curler ihren Präzisionssport in der Halle an der Weststrasse 9. Dass der grosse Nachbar das Publikum in Massen anzieht, grämt Michael Hammerer, Hallenmanager des CC Zug nicht. «Nein. Die beiden Sportarten sind miteinander nicht zu vergleichen.»
Gemeinsame Schnittstellen in Sachen Infrastruktur gibt es zwischen den beiden Vereinen schon. Nach der Gründung 1966 spielte der CC Zug zuerst auch in einer Halle zwischen Aussenfeld und Fussball-Trainingsplatz. Beides, wie auch die Curlinghalle mussten dann der Bossard-Arena und der ganzen Überbauung weichen. In der neuen Curlinghalle erhielt der CC Zug vielfach Besuch der Eishockeyfans. «Nach einem Heimspiel in der Hertihalle kamen sie gerne in unser Restaurant, auch heute noch», erzählt Michel Hammerer.
1998 hatten beide Vereine etwas Grosses zu feiern. Der EV Zug wurde zum ersten Mal Schweizer Eishockeymeister. Und der gebürtige Zuger Patrick Hürlimann wurde als Skip des Curlingclubs Lausanne Olympiasieger im japanischen Nagano.
Der Curlingsport erlebt in der Schweiz jeweils bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften einen Popularitätsschub. Es passt deshalb, dass Zug seine neue Curlinghalle 1999 erhielt. Damals galt sie mit den Haus-Kameras und elektrischen Scoreboards als eine der modernsten Curlinghallen der Schweiz. Inzwischen kam die Technik aber in die Jahre. Deshalb hat der Curling Club Zug entschieden, die nötigen Verbesserungen vorzunehmen. «Die analogen Kameras wurden durch digitale ersetzt. Wo früher ein kleiner Bildschirm war, hängt nun ein grosser Screen, wo man vom Restaurant aus die exakten Positionen der Steine anschauen kann. Nach über zwanzig Jahren haben auch die alten Scoreboards ausgedient. Neu erfasst man die Resultate auf einem Tablet. Die Resultate werden auf zwei 65-Zoll-Bildschirmen angezeigt», fasst Michael Hammerer zusammen.
Die Zuger Curlinghalle mit ihren fünf Rinks – den Spielfeldern – muss den Vergleich mit anderen Anlagen in der Schweiz nicht scheuen. Vor allem aus Kreisen des Breitensports würden sie viel Lob erhalten. «Auch unsere Zuger Spielerinnen und Spieler der Elite sind sehr zufrieden.» Es würden auch andere Curlingteams anfragen, ob sie in Zug trainieren dürften, sagt Michael Hammerer. «Bei uns trainiert diese Saison auch noch das Team Glarus. Wir hatten auch schon die italienische Nationalmannschaft bei uns.» Neben guter Infrastruktur spreche die zentrale und gut erreichbare Lage für die Halle in Zug. «Am Abend ist die Hallenbelegung gross, unter dem Tag können wir aber viele Trainingsmöglichkeiten anbieten.»
Als Hallenmanager ist Michael Hammerer für das Sponsoring im Verein, für die Buchungen der Spielflächen und die Curlingevents zuständig. Andere Vereine oder Firmen können das Plauschcurling für ihre Anlässe wie zum Beispiel Teamevent oder Weihnachtsessen buchen. «Dieses Angebot ist beliebt, ich habe täglich mehrere Anfragen.» Die Gäste lernen während zwei Stunden das Curlingspiel und werden dabei von einer Instruktionsperson unterstützt. Viele nehmen nachher ein Apéro oder essen im Curling-Restaurant ein Fondue.
Auf dem Programm stehen weitere Möglichkeiten für Amateure, sich in der Sportart Curling zu versuchen. Am Pro-Am-Turnier messen sich Viererteams bestehend aus zwei bis drei Amateuren und mindestens einem Lizenzierten. Anmelden kann man sich als komplettes Team oder als Paar mit mindestens einem Profi. Vor dem ersten Spiel gibt es eine Curling-Einführung auf dem Eis. Diese Saison finden die Pro-Am-Turniere am 25. November sowie am 3. März 2024 statt.
Wer ein wenig mehr üben will, der oder die bucht einen Schnupperkurs. An fünf Abenden werden einem Technik, Taktik und Spielregeln des Curlings beigebracht. Am Kursende sollte man in der Lage sein, an Spielen teilzunehmen. Bei den Kursen würden die Teilnehmenden auch merken und spüren, welche Voraussetzungen für den Curlingsport nötig seien. «Es braucht spielerische Fähigkeiten, Geduld, Konzentration und man muss ein Teamplayer sein. Dazu sind physische Komponenten gefragt, man muss fit sein.»
Die Schnupperkurse seien sehr gefragt. «Letztes Jahr spürten wir einmal mehr den Olympiaeffekt und sind von den Anmeldungen überrannt worden», erklärt Michael Hammerer. Der CC Zug bietet in dieser Saison vier Schnupperkurse à fünf Abenden an.
Damit alle Beteiligten von September bis Anfangs April gutes Eis in der Curlinghalle vorfinden, dafür sorgen die Eismeister der Kunsteisbahn Zug, die auch für die Bossard Arena zuständig sind. «Curlingeis ist viel aufwändiger als dasjenige für Eishockey», sagt Michael Hammerer. In der Eishockeyhalle reiche die Oberflächenreinigung mit der Zamboni-Maschine. Für Curling muss das Eis jeden Tag mit einem Spezialmesser abgehobelt werden. Dann kommt das neue Eis tröpfchenweise auf die Fläche, damit die Curlingsteine überhaupt gleiten können. «Dieser Prozess benötigt mehrere Stunden pro Woche.»
Aktuell spielen ein Zuger Frauenteam und zwei Mannschaften der Männer in der Schweizer Elitemeisterschaft mit. Dazu gibt es Junioren- und viele Amateurteams im Verein. Michael Hammerer hofft auf einen weiteren Popularitätsschub im nächsten Frühling. «Die Weltmeisterschaft der Männer findet Ende März 2024 in Schaffhausen statt, eine gute Werbung für den Sport.»
Renato Cecchet
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