Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Das unter Schutz stehende, ehemalige Waschhaus an der Hofstrasse in Zug ist eindrücklich in die Altstadt eingebettet. Die Absicht von Umbau und Sanierung war es, das bis dahin «vernachlässigte Denkmal» für die gemeinschaftliche Nutzung zu aktivieren und so zum Leben zu erwecken.
Der Zustand und die Nutzung des ehemaligen Waschhauses aus dem 18. Jahrhundert wurden der wichtigen historischen Bedeutung des Baukörpers in keiner Weise gerecht. Bauherrschaft war die Stiftung Priesterheim zum Frauenstein. Sie wollte mit der Umnutzung zum Gemeinschaftsraum das soziale Leben der Bewohner stärken und das Areal innerhalb seiner Struktur nachhaltig aufwerten. Die mit den Arbeiten betraute Axess Architekten AG aus Zug realisierte einen sanften Umbau, um das Gebäude dauerhaft zu erhalten. Einbezogen waren Garten, Gebäudehülle und der Innenraum.
Dabei wurde räumlich ein Treppenkörper aus Holz in das Gebäude eingestellt. Der bestehende Kaminzug wurde aus seiner Gestalt heraus zum Cheminée geformt und greift in den Raum ein. Das Dach wurde zum zentralen Versammlungsraum. Mit seinem Spiel aus Licht und der eigens angefertigten Holzschalung, ist es Ausdruck der architektonischen Metapher Alt-Neu. So löst sich das Dach durch seine dunkle Farbigkeit auf und schafft ein Fenster zum Himmel. Die Landschaft um das Haus wurde organisch geformt und mit einem Pavillon aus Holz ergänzt.
Die Fenster wurden, wo nötig, ergänzt und eine grosse lichtspendende Öffnung gegen den Garten etabliert. Die Intention der Bauherrschaft war es, dass das «vernachlässigte Denkmal» für eine heutige gemeinschaftliche Nutzung aktiviert, durch eine Sanierung für die Zukunft erhalten und das Gebäude wieder zum Leben erweckt wird. Die architektonischen Eingriffe bauten auf der vorhandenen, geschichtlich geprägten, Atmosphäre auf und entwickelten diese im Rahmen der neuen Nutzung weiter. Das Wesen des Gebäudes drückt auf diese Weise das Zusammenspiel von Alt-Neu aus.
Kennzeichnende für die Arbeiten der Axess Architekten war die Umsetzung der erdachten Ideen direkt auf der Baustelle des Denkmals, die Entscheidungsfindung mit der Bauherrschaft und den Handwerkern für Detaillösung vor Ort während des Bauprozesses sowie die Integration der denkmalpflegerischen Vorhaben. Zudem wurde auf die Kommunikation mit den Bewohnern und der Nachbarschaft Wert gelegt.
Eines der hervorstechenden ästhetischen Merkmale der Arbeit ist sicherlich die Verschmelzung von denkmalgeschützter Substanz mit den zeitgemässen Anforderungen. Zu erwähnen ist auch die Realisierung des Sternenhimmels in der gewünschten Präzision und Ästhetik trotz des vorgefundenen sehr unpräzisen und schrägen Bestandes. Ausserdem wurde die historische Bausubstanz weitergedacht. So zum Beispiel beim Kamin, wo die bereits genannte Integration von neuen Bauteilen in die historische Welt sichtbar und selbstverständlich eingebunden ist.
Die Arbeit der Axess Architekten hat gezeigt, wie ein vernachlässigtes Denkmal mit dem Erhalt von fast 90 Prozent der bestehenden Substanz in die heutige Zeit überführt werden kann. Dabei wurde keine Wärmedämmung und keine Heizung verbaut. Es war ein ehrliches Darstellen und ein respektvoller Umgang mit der Historie und dem Wesen des Gebäudes. Die starke Identität des Gebäudes wurde genutzt und sogar noch durch die Ausbauten des Kamins und des Dachraums gesteigert.
Durch den Einsatz von Holz wurde eine besondere Atmosphäre in den Innenräumen geschaffen. Das Holz passt sich durch seine Weichheit in die sehr ungleichmässige historische Substanz ein und verwebt sich mit ihr. Das Werk behauptet sich in einer historisch geprägten Umgebung und innerhalb einer denkmalgeschützten Gartenanlage.
Durch die organische Umgebungsgestaltung und die roten Fensterläden findet der Besucher einen sanften Hinweis auf die spezielle Atmosphäre, welche innerhalb des Gebäudes auf ihn wartet. Das Denkmal steht somit nicht mehr am Rand des historischen Ensembles, sondern wird Teil dessen. Es schafft mit dem Pavillon aus Holz, am Rand des Gartens, ein gemeinschaftlich genutztes Areal. Dabei steht das Gebäude als Gemeinschaftsraum nun im Zentrum der Anlage. Das Holz im Gemeinschaftsraum strahlt Wärme aus und verbindet die Bewohner der umliegenden Liegenschaften miteinander.
UG
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