Menzingen
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Das von der Fachstelle Migration Zug organisierte Fest der Nationen am Samstag, 2. September, ist eine bunte Weltreise rund um den Landsgemeindeplatz und das Seeufer in Zug. Auf dem Programm stehen Musik, Tanz und Kulinarisches aus aller Welt.
Die Schweiz ist ein Migrationsland. 31 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung sind im Ausland geboren, 26 Prozent sind ausländische Staatsangehörige (Zahlen aus dem Jahr 2021). Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund liegt gar bei 39 Prozent.
Der hohe Anteil an ausländischer Bevölkerung in der Schweiz ist ein wiederkehrendes Thema bei Wahlen oder Abstimmungen. Fremde Kultur gehört aber auch schon wie selbstverständlich zum Schweizer Alltag dazu. Zum Beispiel beim kulinarischen Angebot. Wer ging nicht schon italienisch essen, oder französisch, griechisch, asiatisch, afrikanisch?
Die Fachstelle Migration Zug (FMZ) stellt die Kultur von Migrantinnen und Migranten am Samstag, 2. September in den Vordergrund. Rund um den Landsgemeindeplatz und am Zuger Seeufer wird zum dritten Mal nach 2014 und 2017 das Fest der Nationen begangen.
Die FMZ arbeitet eng mit den Migrationsvereinen im Kanton zusammen. 30 davon werden am Fest der Nationen ihre Kultur präsentieren – sowohl kulinarisch wie auch musikalisch. «Wir wollen nicht nur von Integration sprechen, wir wollen Integration leben. Das ist einfacher und schöner an einem Fest, wenn man miteinander unterwegs ist, sich begegnet und kennenlernt», fasst Esther Dunn, FMZ-Stellenleiterin und OK-Mitglied, die Philosophie des Fests der Nationen zusammen.
Die mitmachenden Migrationsvereine wurden eingeladen, dem Publikum an einem Verkaufsstand die Kulinarik ihrer Nation schmackhaft zu machen. Esther Dunn betont: «Wir sehen dies rein kulturell. Das Fest der Nationen ist bewusst kein blosses Food-Festival, sondern ein Eintauchen in die ganze Kultur einer Nation.» Das OK habe sich auch darum bemüht, dass die Verkaufspreise der kulinarischen Angebote nicht zu hoch seien, «damit möglichst viele Leute verschiedenste Essen probieren können.»
Es stehe den Vereinen frei, was sie kulinarisch anbieten würden. Sie hätten diesbezüglich keine Vorschriften erlassen, erklärt Esther Dunn. Es würden aber bestimmt auch vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan stehen.
Das Kinderprogramm in der Nähe der Voliére sieht das Anprobieren von chinesischen Gewändern oder das Erlernen chinesischer Schriftzeichen (Kalligrafie) vor. Wer will kann sich die Haare afrikanisch stylen lassen. Es werden Fächer und Laternen gebastelt, zusammen gekocht oder gemalt.
Nicht nur das Essensangebot, sondern auch das Programm auf der Bühne ist reichhaltig. Zwischen 13 und 23 Uhr stehen Musik aus Rumänien, Portugal, Russland oder Spanien . auf dem Plan. Es werden Tänze vorgeführt unter anderem aus Serbien, Japan, Kalabrien, der Türkei, Afghanistan oder den Philippinen. Ein tanzender Derwisch zeigt sein Können. Beim amerikanischen Line Dance ist es gut möglich, dass dann das ganze Publikum in der Zuger Altstadt mitwippt. Spontane musikalische Auftritte auf der kleinen Bühne auf der Rössliwiese runden das Programm ab.
Dessen Zusammenstellung sieht nach sehr viel Vorarbeit aus. Esther Dunn bejaht. «Aber die Zusammenarbeit mit den einzelnen Migrationsvereinen ist sehr gut. Viele der Vereine waren an den beiden bisherigen Ausgaben des Fests der Nationen auch schon dabei, was die Arbeit vereinfacht.»
Das Fest der Nationen würde nicht so heissen, wenn nicht auch die Schweiz mit dabei wäre. Die Zuger Alphornbläser Vereinigung hat zusammen mit Fahnenschwingern einen Auftritt auf der Bühne. Gleiches gilt für das Jodlerdoppelquartett Zug, das auch einen eigenen Stand betreibt. «Natürlich soll auch die Schweiz mit ihrer vielfältigen Kultur am Fest vertreten sein. Das ist wichtig und soll das gemeinsame Auftreten aller Beteiligten aufzeigen und stärken», sagt Esther Dunn.
Die FMZ und das OK sind in der glücklichen Lage, nicht um die Teilnahme der Vereine werben zu müssen. «Es hat mehr Anfragen zur Teilnahme gegeben, als wir Plätze anbieten können. Den Vorrang haben aber die Mitgliedervereine der FMZ.»
Aktuell wird uns mit dem Krieg in der Ukraine vor Augen geführt, dass die Welt nicht überall friedlich ist. Wie geht das Organisationskomitee mit dem Umstand um, dass am Fest in Zug Nationen miteinander auskommen müssen, die untereinander Konflikte ausgetragen haben oder noch austragen? Sie hätten diesem Umstand bei der Verteilung der Stand- und Programmplätze Rechnung getragen, erklärt Esther Dunn. «Die Sicherheitsplanung verlief in Absprache mit der Polizei.» Die beiden bisherigen Ausgaben seien friedlich verlaufen, es sei ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander. «Ich erinnere mich gerne an das letzte Fest der Nationen, als Menschen unterschiedlicher Nationen aus dem ehemaligen Jugoslawien Hand in Hand auf dem Landsgemeindeplatz getanzt und gesungen hatten.» Ausserdem sei eine der Bedingungen, welche die Migrationsvereine einhalten müssten, dass weder die Bühne noch der Stand als Plattform für politische oder religiöse Zwecke missbraucht wird.
Jeweils ein Jahr Vorlaufzeit benötigt das Organisationskomitee, um das Fest der Nationen auf die Beine zu stellen. Eigentlich war vorgesehen, diesen Anlass alle drei Jahre stattfinden zu lassen. Aber auch in diesem Fall machte Corona den Zugern einen Strich durch die Rechnung. 2020 und 2021 konnte es wegen der Pandemie nicht durchgeführt werden. 2022 hatte das Zug Fäscht Priorität. Deshalb dauerte es sechs Jahre, bis das Fest der Nationen wieder stattfinden kann.
Die Migrationsvereine leisten viel freiwillige Arbeit am Fest der Nationen. Sie sind selbst verantwortlich für den Auf- und Abbau, sowie den reibungslosen Ablauf am Fest. Sie bezahlen eine Standgebühr, den Verkaufserlös für ihre angebotenen Produkte dürfen sie behalten. Die Kosten für die vom FMZ benötigte Infrastruktur wie die Bühne werden durch Beiträge vom Lotteriefonds und Sponsoren (Stiftungen und privat) getragen.
Renato Cecchet
Alles zum Programmablauf auf www.fest-der-nationen.ch
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