Auszeichnungen
Nominierung für Zuger Sportpreis und die Top Sportevents
Beim BMX-Club Zuger Racer steht der 40. Geburtstag an. In Feierlaune sind im Verein aber die wenigsten. Grund: Ihre Rennbahn in Steinhausen ist in einem schlechten Zustand. Ein Ersatz ist kurzfristig nicht in Sicht. Jetzt droht dem Verein deswegen gar die Auflösung.
Für BMX benötigt es diese Angefressenheit, die primär Sportlerinnen und Sportlern eigen ist. Sich auf ein Velo zu schwingen, das beim ersten Blick nur für Kinder geeignet ist, und damit zusammen mit sieben Gegnerinnen und Gegnern eine mit Wellen und engen Kurven gespickte Bahn hinunter zu sausen, braucht Mut und in vielen Trainings eingeübtes Können.
«Die Rennen sind sehr kurzweilig und durch den Körperkontakt mit der Konkurrenz herausfordernd. Das macht BMX vor allem für junge Fahrerinnen und Fahrer attraktiv», sagt André Reymond, Vize-Präsident der BMX Zuger Racer.
Mitte der 1980er-Jahre wurde der BMX-Club Zuger Racer gegründet. Im Hasenberg-Quartier in Steinhausen entstand die erste Rennpiste. Der Klub betreibt seither BMX-Racing, bei dem jeweils acht Fahrerinnen oder Fahrer gegeneinander antreten und gleichzeitig die Bahn herunterfahren, ähnlich dem Motocross. Im BMX gibt es auch Disziplinen, in denen primär Sprünge und Tricks gezeigt werden.
Eigentlich möchten die Zuger Racer bald ihren 40. Geburtstag feiern. Statt die grosse Party vorzubereiten, macht dem Verein aber die Gegenwart Sorgen, die auch die Zukunft bedroht.
Grund ist der schlechte Zustand der Bahn in Steinhausen. «Eigentlich war sie von Beginn weg nur ein Provisorium», erklärt André Reymond. Die Piste sei teilweise gefährlich schlecht beisammen. «Ältere Fahrerinnen und Fahrer ab 12 können auf dieser Piste keine Trainingsfortschritte mehr erzielen.»
Selbst Hand anlegen, um die Bahn auszubessern, würden die Klubmitglieder schon – aber sie dürfen nicht. Das Gelände, das der Stadt Zug und der Firma Bossard gehört, liegt im Naherholungsgebiet Lorze und untersteht strikten Bauvorschriften. Ein weiteres Problem ist die Grösse des Geländes. «Unsere jetzige Bahn ist 2800 Quadratmeter gross. Für ein BMX-Racingtrack sind 6000 bis 10'000 Quadratmeter Standard». Auch wenn die Bahn in Steinhausen ausgebessert werden könnte und dort im Herbst jeweils die Zuger Trophy durchgeführt wird: Für grössere Meisterschaften wie die Deutsch-Schweizer-Meisterschaft DSM wäre sie weiterhin nicht zugelassen.
Und genau das wäre den Zuger Racern ein Anliegen. Denn im Verein machen nicht nur Kinder ihre ersten Fahrversuche und Jugendliche aus Plausch mit. Es gibt Fahrerinnen und Fahrer, die nationale und internationale Ambitionen haben. Mit den Brüdern Nick und Remo Hofer (aktueller Junior-Men Schweizermeister) sowie Tim Weiersmüller (U23-Schweizermeister 2022), verfügt der Zuger BMX-Verein über Schweizer Elitecracks.
«Der Verein hat schon viele Anläufe unternommen, um einen Standort für eine neue Bahn zu erhalten, leider erfolglos», erklärt André Reymond. Sie hätten Stadträte zu Rennen eingeladen, um das Interesse zu wecken. Dies hat jedoch zu keinen Ergebnisse geführt.
Beim neuen Hallenbad-Projekt der Stadt Zug sei ein wenig Bewegung in die Sache gekommen. «Ein Vorschlag sieht vor, dieses in der Nähe von Steinhausen zu bauen. In diesem Zusammenhang wurde darüber nachgedacht, auf dem gleichen Gelände eine BMX-Strecke zu errichten», erklärt André Reymond. Einerseits möchten viele Zugerinnen und Zuger das neue Bad aber näher bei oder in der Stadt. «Dazu ist die Finanzierung noch nicht abgeschlossen und ein Planungszeitraum von 10 Jahren angesetzt. Das macht es für uns unmöglich, vernünftig zu planen und unseren Mitgliedern eine Perspektive zu bieten.» Viele BMX-Fahrerinnen und
-Fahrer würden den BMX-Sport als Kind beginnen und dann 10 Jahre treu bleiben.
Jetzt kommt noch dazu, dass die bestehende Rennbahn in Steinhauen nicht nur wegen dem schlechten Zustand in Gefahr ist. «Ab Herbst steht die Brückensanierung einer Strasse an. Das Provisorium während der Bauzeit würde über das Startgate unserer Bahn führen, sie wäre dann gar nicht mehr brauchbar.»
Trübe Aussichten also. Dem traditionellen Zuger Sportclub, der immer zwischen 70 und 100 Mitglieder hatte, droht statt Geburtstagsparty das Aus, wenn keine Lösung für das Bahnproblem gefunden werden kann.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es. Eine nahe gelegene Zürcher Gemeinde hat Hand geboten, eine Lösung auf einem Gelände eines früheren Pumptracks zu bieten. «Jetzt im Mai soll erstmals darüber entschieden werden», verrät André Reymond. Mehr kann er über dieses Projekt noch nicht sagen. Dass die Zukunft der Zuger Racer aber ausserhalb des Kantons Zug stattfinden könnte, scheint ihm nicht unwahrscheinlich.
Der Bau einer neuen Bahn müsste dann auch noch finanziert werden. Die Standortfrage bereitet André Reymond aktuell mehr Kopfzerbrechen. «Ein Neubau kostet 200'000 bis eine Million Franken. Die letzte neue Bahn wurde in Weinfelden TG erstellt. Deshalb kennen wir den ungefähren Kostenrahmen. Zusammen mit Sponsoren sollten wir dies stemmen können.» Ausserdem hofft der Vizepräsident des Vereins, dass die 40 Jahre des Vereins den einen oder anderen Franken von Stadt und Kanton locker machen könnten.
Wer weiss – vielleicht helfen auch die Olympischen Sommerspiele in Paris weiter. Die Waadtländerin Zoé Claessens, zweimalige Europa und Vizeweltmeisterin, ist eine der grossen Schweizer BMX-Medaillenhoffnungen. Auch für die beiden Deutschschweizer Simon Marquart und Cedric Butti stehen die Chance auf eine Olympiamedaille nicht schlecht. Ein Olympiasieg oder -medaille würde der Sportart den nötigen Schub verleihen.
Renato Cecchet
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