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Zum Auftakt nach der Winterpause das Derby gegen Kriens
Vinzenz Brändle ist wohl hierzulande der bekannteste Unterschriftensammler. Mit 300'000 Unterschriften kann man ihn ohne weiteres den Autogrammkönig der Schweiz nennen. Am 7. März zeigt er in Rotkreuz Bilder aus seiner Sammlung und erzählt dazu einige Anekdoten.
Was hat Sie dazu veranlasst, mit der Unterschriftensammlung zu beginnen?
Ich war schon von klein auf ein Sammler, habe alles Mögliche gesammelt, wie zum Beispiel Kaffeerahmdeckeli, Briefmarken oder Zündholzbriefli.
Ich nehme an, die erste Unterschrift hat einen besonderen Platz?
Ja, die erste Unterschrift ist fest verankert in meinem Herzen. Es ist die von Bernhard Russi. Bis heute verbindet mich viel mit ihm. Ich besitze auch das Siegerfoto von seinem WM-Titel 1970 und das vom Olympiasieg 1972 mit den drei Unterschriften der Medaillengewinner.
Wie haben Sie es geschafft, so viele Prominente und besondere Menschen zu überzeugen?
Ich schreibe die Leute schon sehr früh an, wenn sie vielleicht noch nicht so bekannt sind. Und ich lege meist eine Vorlage fürs Signieren bei.
Wie bereiten sie eine Anfrage vor? Gibt es bestimmte Strategien und Vorgehensweisen?
Ich habe auch zirka 20 verschiedene Standardbriefe in allen möglichen Sprachen, zum Beispiel auf Japanisch, Koreanisch oder Griechisch. Dann frage ich oft Bekannte, ob sie mir aus ihren Ferien Briefmarken aus dem Land mitbringen können. Ausserdem schreibe ich bis heute drei bis vier Briefe pro Tag.
Welche Rolle spielen soziale Medien und Online-Plattformen?
Natürlich haben Internet und soziale Medien es heute einfacher gemacht, jemanden zu finden, wo er wohnt oder arbeitet. Früher war ich manchmal selber Detektiv, um die Adressen herauszubekommen.
Was war die grösste Herausforderung beziehungsweise das grösste Hindernis?
Die grösste Herausforderung ist es, immer aktuell zu bleiben. Gerade wenn man wie ich fast alle Bereiche abdecken will. Natürlich gibt es auch bei mir Lücken. Aber qualitativ ist meine Sammlung eine grosse Zeitreise geworden.
Hat Ihnen auch jemand keine Unterschrift gegeben?
Der Unternehmer Ernesto Bertarelli gab kein Autogramm. Erst als ein Kollege von mir ihn persönlich traf und Kameras liefen, hat er unterschrieben. So bin ich dann trotzdem zu einem Autogramm gekommen.
Sie haben über 300'000 Unterschriften gesammelt. Welche Bedeutung hat diese Zahl für Sie persönlich?
Früher habe ich auf Menge gesammelt, wollte den Weltrekord brechen. Aber heute ist Qualität statt Menge angesagt.
Gibt es eine bestimmte Person oder Unterschrift, die für Sie eine besondere Bedeutung hat?
Es gibt gewisse B-Promis – zum Beispiel aus dem Dschungelcamp – oder gewisse Sportarten, die sammle ich gar nicht mehr. Für mich haben Unterschriften mit persönlicher Widmung immer einen höheren Stellenwert, auch Hollywoodschauspieler oder Sänger und Sängerinnen wie Lady Gaga oder Kim Basinger. Aber natürlich sind Unterschriften von Leuten wie Alexei Nawalny oder Papst Franziskus mir sehr viel Wert. Oder wenn man die Unterschriften aller US-Präsidenten seit 1885 hat, erfüllt das einem mit Stolz.
Was erfüllt Sie noch mit Stolz?
Stolz bin ich auch auf diverse Fernsehauftritte, unter anderem bei Aeschbacher oder Nightmoor. Aber auch auf zahlreiche Presseauftritte in verschiedenen Zeitschriften oder im Radio.
Haben Sie noch Kontakt zu Prominenten, nachdem Sie deren Unterschrift besitzen?
Gerade mit Schweizer Persönlichkeiten habe ich immer mal wieder Kontakt. Bei ihnen bin ich auch als Schweizer Autogrammkönig bekannt. Ich erwarte auch einige von ihnen zu meinem Vortrag am 7. März.
Können Sie uns Besonderheiten erzählen?
Ich bekam über das damalige Büro von Bundesrat Flavio Cotti die Unterschrift von Fidel Castro. Er war auf Staatsbesuch in der Schweiz gewesen. Weiter zählen zu meiner Sammlung auch signierte Schallplatten und Startnummern oder ein signierter Tennisball von Federer.
Gibt es Länder oder Regionen in denen es einfacher ist, an die gewünschten Unterschriften zu kommen?
Natürlich sind Länder in Europa leichter zu erreichen, insbesondere Österreich, Deutschland oder Frankreich. Von dort bekommt man noch recht schnell eine Antwort.
Von welchen Persönlichkeiten würden Sie gerne noch eine Unterschrift bekommen?
Eine Unterschrift von Selenski, dem ukrainischen Präsidenten, steht noch auf meiner Wunschliste. Aber vielleicht schaffe ich das ja auch noch.
Haben Sie sich ein Ziel gesetzt, falls Sie keine Unterschriften mehr sammeln würden?
Ich würde gerne ein Museum eröffnen, in dem man wechselnde Ausstellungen zu einzelnen Themen oder Jubiläen zeigen könnte. Ich kann mir vorstellen, es mit der Gemeinde Risch zusammen aufzuziehen. Es wäre doch schade, wenn mein Lebenswerk und diese Zeitreise in Bildern nicht erhalten bleiben würde.
Welche Ratschläge würden Sie anderen Unterschriftensammlern geben?
Heute braucht es oft viel Geduld, um etwas zu bekommen, denn im Internet sind immer wieder viele Fälschungen zu finden. Man sollte da sehr aufpassen. Schreibt man jemanden an, braucht es schon ein frankiertes Rückantwortkuvert, das bereits mit der Marke des jeweiligen Landes versehen ist. Und dann sind da noch enorm hohe Portokosten, auf die man vorbereitet sein sollte, wenn man eine umfangreiche Sammlung anstrebt. In meiner 45-jährigen Sammeltätigkeit habe ich schon einiges in das Porto investiert.
Uwe Guntern
Zur Veranstaltung
Vinzenz Brändle – Vortrag, Gespräch und Ausstellung, am Donnerstag, 7. März, um 18.30 Uhr, in der Schul- und Gemeindebibliothek, Meierskapplerstrasse 9 in Rotkreuz.
Vinzenz Brändle zeigt Bilder und erzählt von spannenden, besonderen und skurrilen Anekdoten rund um seine Leidenschaft. Ausserdem unterhält er sich mit eingeladenen Persönlichkeiten und gibt Einblicke in deren Leben. Die Ausstellung einiger seiner exklusivsten Exemplare ist bis Ende März 2024 im Foyer zu sehen.
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